Thought Pillows/ Denkpolster Installation. 2010 mixed media, dimension variable
Wine is pumped up into the black 'Thought Pillow' and then drips down into the words 'forsake me'''' (Verlass Mich). After 40 seconds the pump switches off and 5 seconds later the pump in the white 'Heart-sack' starts up, and pumps milk into the white pillow. The milk then slowly drips down into the words 'Heimkehr',(return home) before returning to the heart sack.
Reading the final chapter of the crucifiction I get a feeling, as Christ calls out “My God, why hast thou forsaken me?!“ of despair and isolation but actually I used the words Forsake me,- ie, it is present tense: in fact an imperitive! So I personally find these words are self- knowing; Ich fordere Mich selbst. Interesting to me is that christ's blood flows into the earth: that is, it is not a closed circuit. Way before christ, i could imagine that blood was not so tightly bound to the body in perception as it now is, and here in the thought pillows, it is open to observation, to reflection.
The use of the word 'Heimkehr' came from a poem of the same name by Paul Celan, which seemed so full of wistful envy, and yet painful melancholic comparison: to those dead, to their life derailed, stock wooden whispers, unheard, unseen in the endless blanket of white. The use of Milk was perhaps a 'kitsch-take' then, and so it was nice to see the milk in the pillow sour and yellow.
Text in German Dr Alexandra Schantl curator, art historian, curator of the Lower Austrian public collection of Artworks
GENERATOR OF THE HEART – EIN MÄRCHEN Mark Rossell
Mark Rossell, 1960 als Sohn britischer Eltern in Newcastle (Australien) geboren, verbrachte er die ersten vier Jahre seiner Kindheit in Australien und später in Südengland. 1971 erfolgte der Umzug der Familie nach Neuseeland, wo er den Großteil seiner schulischen und universitären Ausbildung absolvierte. Er begann zunächst mit dem Studium der Zoologie und Biologie, entschied sich dann aber alsbald für die Kunst, wobei die exotische Flora und Fauna Neuseelands nachhaltig seine Vorliebe für bio- bzw. anthropomorphe Gestaltungsprozesse beeinflusste wie sich bereits an seinen ersten, Mitte der 1980er-Jahre entstandenen Bronzeskulpturen zeigte.
Nach einer etwa zehnjährigen künstlerischen Schaffenspause, während der er sich intensiv mit dem Buddhismus, der Anthroposophie Rudolf Steiners und anderen philosophischen Lehren auseinandersetzte, widmet sich Mark Rossell seit Anfang 2000 wieder seiner bildhauerischen Arbeit. Seit 2003 lebt er in St. Pölten und arbeitet in einem sehr ungewöhnlichen Atelier, das sich in dem aufgelassenen Butterwerk in Prinzersdorf befindet.
Viele von Mark Rossells Arbeiten der letzten Jahre kreisen thematisch um den Tod bzw. die Schwelle zwischen Tod und Leben. Sie scheinen Prozesse des Verfalls festzuhalten oder vergangenes Leben auf fast feierliche Weise zu dokumentieren. Es handelt sich dabei aber keineswegs um ein morbides Denken, das hier Niederschlag findet, sondern es geht vielmehr um Fragen der Erneuerung und Verwandlung, um den ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen. Wie aus den Titeln einzelner Werke hervorgeht (z.B.: „Schwelleschirm“, „Threshold eyeshields“), stellt der Begriff Schwelle einen für das Verständnis von Rossells Schaffen wesentlichen Bezugspunkt dar. Damit könnte – im Sinne von Rudolf Steiners Lehren – die Seele gemeint sein, die zwischen Leib und Geist steht. Sie führt ein in sich geschlossenes Eigenleben und hat gleichsam eine Vermittlerrolle: „Der Leib formt ihr die Eindrücke; sie gestaltet sie zu Empfindungen um, bewahrt sie im Gedächtnis als Vorstellungen und gibt sie an den Geist ab, auf dass er sie durch die Dauer trage. Die Seele ist eigentlich das, wodurch der Mensch seinem irdischen Lebenslauf angehört. Durch seinen Leib gehört er der physischen Menschengattung an. […] Mit seinem Geiste lebt er in einer höheren Welt. Die Seele bindet zeitweilig beide Welten aneinander.“ (Rudolf Steiner)
Was das konkret bedeutet, wird durch die vom Künstler mit Bedacht gewählte Positionierung der Werke, d.h. durch ihr räumliches Zueinander, veranschaulicht. – Etwa durch die Gegenüberstellung der „Augenschilde“ und der in Kunstharz eingegossenen Silikonabformungen verschiedener Hände, welche daran erinnern soll, dass die physische Gegenwart Voraussetzung dafür ist, dass eine Sinneswahrnehmung zustande kommen kann, dass man sich selbst als Mensch gewahr wird. Auf die Ebene des Geistes übertragen allerdings ist die körperliche Präsenz nicht zwingend notwendig, da hier – im Sinne des vorhin Gesagten – die durch die Seele vermittelte Erfahrung zum Tragen kommt, welche unabhängig vom physiologischen Vorgang der Wahrnehmung in uns vorhanden ist.
Worum es dem Künstler mit anderen Worten geht, ist die Suche nach dem eigentlichen Wesen allen Seins, das letztlich zu einer höheren Form von Selbsterkenntnis führt.
Was die formale Umsetzung betrifft, bevorzugt Rossell vor allem synthetische Materialien: PU-Schaum, Plastikfolien, Silikon, Vinyl und Resin, deren spezifische Eigenheiten er gekonnt einzusetzen weiß. Dennoch spielt im Produktionsprozess auch der Zufall eine wichtige Rolle. Das bedeutet, dass beispielsweise die an Kokons erinnernden Formen – ebenso wie ihre Farbgebung – nur bedingt vorausplanbar sind und sich wie von Naturkräften gesteuert entwickeln. Charakteristisch für die von Rossell verwendeten Materialen ist auch die Beschaffenheit der Oberfläche, die sich meist als elastische Haut über einen Hohlraum spannt, Auswölbungen oder Vertiefungen hervorbringt. Hier lässt sich eine bemerkenswerte Übereinstimmung mit Goethes Einleitung „Zur Morphologie“ (1817) feststellen. Dort heißt es auszugsweise: „[…] die ganze Lebenstätigkeit verlangt eine Hülle, die gegen das äußere rohe Element, es sei Wasser oder Luft oder Licht, sie schütze, ihr zartes Wesen bewahre, damit sie das, was ihrem Inneren spezifisch obliegt, vollbringe. Diese Hülle mag nun als Rinde, Haut oder Schale erscheinen, alles was zum Leben hervortreten, alles was lebendig wirken soll, muss eingehüllt sein. Und so gehört auch alles, was nach außen gekehrt ist, nach und nach frühzeitig dem Tode, der Verwesung an. Die Rinden der Bäume, die Häute der Insekten, die Haare und Federn der Tiere, selbst die Oberhaut des Menschen sind ewig sich absondernde, abgestoßene, dem Unleben hingegebene Hüllen, hinter denen immer neue Hüllen sich bilden, unter welchen sodann, oberflächlicher oder tiefer, das Leben sein schaffendes Gewebe hervorbringt.“
Im Fall von Mark Rossells Objekten handelt es sich um eine synthetische Haut, die zwar eine eigene Form besitzt, zugleich aber die darunter liegende Konstruktion konturiert und andererseits aber oft auch im Widerspruch dazu steht.
Ein besonders prägnantes Beispiel hierfür ist die Skulptur der schwangeren Madonna, die von einer mit mehreren zerfransten Eingriffslöchern versehenen Silikonhaut verhüllt wird. Die Auseinandersetzung mit dieser Figur geht auf eine Pilgerreise des Künstlers nach Santiago de Compostela zurück, die ihn unter anderem nach Lourdes führte, wo er sich unter dem schockierenden Eindruck der kommerzialisierten Heiligenverehrung die Frage stellte, wie wohl ein Künstler des 21. Jahrhunderts ans Werk ginge, wenn er eine Madonnenstatue herzustellen hätte. Als vorläufige Antwort liegt nun eine Art assoziatives Märchenspiel vor, in dem als Gegenspieler zur „Virgin Mary“ der „Fegefeuermann“, eine Verkörperung des Künstlers selbst, in Erscheinung tritt. Ergänzt wird dieses Szenario durch so genannte „Denkpolster“, die sich mittels einer Pumpe mit Flüssigkeit füllen und auf denen, von leisem Seufzen begleitet, die Worte „forsake me“ und „heimkehr“ erscheinen.
Alexandra Schantl 2010